Mercado del Puerto Montevideo – das gastronomische Kulturjuwel in Uruguay

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Wenn sich an irgendeinem Ort die uruguayische Gastronomiekultur und das lokale Lebensgefühl mit geballter Wucht gemeinsam präsentieren, dann sicherlich im Mercado del Puerto, in der uruguayischen Hauptstadt Montevideo. Mercado bedeutet gemeinhin im spanischen Sprachgebrauch “Markt”. Und die ursprüngliche Idee des heute zum Kultur- und Gourmettempel mutierten Gebäudes war es auch, seine Bestimmung als ein Markt zu haben.

Der umtriebige Geschäftsmann Pedro Sáenz de Zumarán gründete im Jahr 1865 eine Finanzgesellschaft, die das Gelände in der Montevideo Bucht mit dem Ziel erwarb, einen Warenumschlagsplatz zu bauen. Kurzerhand wurde der englische Ingenieur R. H. Mesures angeheuert, der eine bis dato in Südamerika einzigartige Eisenkonstruktion errichten sollte. Es war die Zeit, in der diese Art der Architekturkunst in Europa Furore mit spektakulären Bauwerken wie dem Eiffelturm machte. In Südamerika gab es weder das Knowhow noch die Kapazitäten, um solch einen Eisentempel zu errichten. Also wurde der Auftrag kurzerhand an die Union Foundry im englischen Liverpool vergeben. Nachdem die Konstruktion in England vormontiert war, wurden die Handwerker zum Aufbau des Stahlgerüstes gleich mit über den Atlantik gebracht. Am 10. Oktober 1868, nach dreijähriger Bauzeit, wurde der Mercado del Puerto Montevideo unter dem Beifall von zahlreichen Neugierigen seiner Bestimmung übergeben.

Der Mercado del Puerto lädt zum Stelldichein der Showstars ein

Schnell erlangte der Mercado eine flächendeckende Bekanntheit in Südamerika. Auch Showgrössen aus längst vergangenen Zeiten, wie der Tango-Astro-Star Carlos Gardel und der italienische Opern-Zampano Enrico Caruso ließen es sich nicht nehmen, durch die Gänge des Mercado in  Uruguay zu wandeln und sich von den tropischen Früchten, den Fleischauslagen und dem Fischangebot blenden zu lassen.
Das ist zumindest die offizielle Gründungsgeschichte des berühmten Mercados in Montevideo. Es gibt noch andere. In Südamerika kommt es schnell zu Legendenbildungen.
So sollte das Stahlgerüst für einen Bahnhof in Bolivien geplant gewesen sein. Das für den Bau verantwortliche Unternehmen kam aber in Zahlungsschwierigkeiten und verscheuerte kurzerhand das Stahlgerüst nach Uruguay. Nun ja. Belassen wir es bei dieser Legende. Oder nicht? Es ist auch von einem schiffbrüchigen Frachter die Rede, der an den felsigen Küsten von Rocha zu Bruch ging. Aus dem Schiffswrack soll dann der Montevideo Markt gebaut worden sein.

Der Markt in Montevideo – was ist aus ihm geworden?

Heute hat der Mercado del Puerto in Uruguay, der direkt gegenüber des Hafens liegt, an dem die Kreuzfahrtschiffe anlegen, einen internationalen Ruf als Gastromomie- und Kulturstätte. Und der kommt nicht von ungefähr, denn auf einer Grundfläche von 1687 m2 erwartet den Besucher ein Potpourri aus Kleinkunst, Volkskunst, Handwerkskunst und Gaumenverführungen. Beim Sträunen durch die Gänge des Genusstempels züngeln die Flammen an den Grills durch die Abzugshauben meterhoch nach Außen. Wirft der Grillmeister, der Asador, einen weiteren Knüppel auf das Feuergerüst, bieten die umherschwirrenden Funken ein optisch eindrucksvolles Spektakel. Noch spektakulärer sind die Grills an sich. Auf mehreren Quadratmeter Grillfläche legt der Grill-Guru auf, was der einheimische Fleischmarkt hergibt. Pralle Würste, meterlange Asado-Fleischstücke, saftige Rinderfilets und einige seltsame lokale Grillspezialitäten mehr werden vom und Herr im Ring mit sachkundiger Hand hin und her über die Glut manövriert. Nur der Kenner kann das Ritual nachvollziehen. Die Grillmeister in den verschiedenen Restaurantbetrieben im Mercado del Puerto sind erfahrene Profis, die bei den Betreibern begehrt sind. Einige der besten Restaurants des Landes, wie das El Palenque, sind in den heiligen Grillhallen ansässig. Was Rang und Namen in Uruguay hat, führt seine Gäste zum Essen in Hallen zum Essen und Genießen.
Etikette ist fehl am Platz

Rustikal geht es an den Theken zu, die sich um die Grills entlang ziehen. Der Gast hat einen freien Blick auf das Geschehen. Auf Etikette wird keinen Wert gelegt. Es wird geschmaust, geschmatzt, geschlürft und – einfach reingehauen. Und das auf Wunsch unter den Klängen live gespielter Tango und Milonga Akkorde. Tauchen dann die rhythmisch hämmernden Candombe Truppen auf, und ziehen mit ohrenbetäubenden Trommelwirbel durch die schmalen Gassen, ist das musikalische Chaos perfekt.
Wer es stilvoller und ruhiger bevorzugt, der zieht sich in die etwas gediegeneren Gefilde im 1. Stock zurück.
An den Wochenenden und wenn die Kreuzfahrtschiffe anlegen, geht es hoch her. Doch es gilt sich zu beeilen, denn der Mercado del Puerto in Uruguay ist nachts nicht geöffnet.

Auf die Idee zu dem Artikel hat mich Julia mit ihrer Blogparade Wenn der Magen Heimweh bekommt gebracht

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